Marc Junge: Die Geschichte des Günnemann-Kotten[1]
Die Teilung.
Johan Friderich von Omphal[2] zu Gummersbach, Eberbach und Steinkuhl war ausgesprochen verärgert. Er hatte drei Jahre lang nicht die Pacht vom Klempts-Hof in Rüdinghausen bekommen, obwohl ihm die Hälfte des Hofes gehörte. Die Geschwister von Winsheim zu Rüdinghausen, denen die andere Hälfte zustand, waren so frei gewesen, einfach seinen Anteil mit einzustecken. Dies ließ sich von Omphal als Anwalt und kurfürstliche Rat bei der kurfürstlichen Regierung in Kleve keineswegs gefallen. Er ließ den Grundstücksschätzer und Vorsteher Arnold Wegemann zu Düren - ein Mann seines Vertrauens - und den ortsansässigen Hermann Brinkmann zu Salingen kommen und setzte 1667 eine Teilung des Klempts-Hofes durch.
Das es ihm dabei nicht um irgendeine Kompromißlösung ging, zeigte, daß die Grenze mitten durch das Haus und den Hofraum lief.[3]
Von Omphal hatte allerdings nicht mit der Bauernschläue des damaligen Pächters des Hofes bei denen von Winsheim gerechnet. Dieser, mit Namen Henrich Rosenbaum, riss 1668 einfach die dem kurfürstlichen Rat zugesprochene Hofhälfte ab und verwendete das Material für eine dringend benötigte Scheune.[4]
Die Baugeschichte.
Auf dem Johan Friderich von Omphal verbliebenen Gründstück steht heute der Günnemann-Kotten. Wie die letzte Bewohnerin Erna Wortmann erzählt, ist der Kotten 1668, also vor mehr als 350 Jahren, gebaut worden. Und zwar habe ihr ihre Schwiegermutter Elfriede Wortmann, geborene Günnemann immer erzählt, daß sich im Eingangsbereich ein Stein unter dem "Betonschlempes" befinde, der diese Jahreszahl trüge.[5] Das heißt, der kurfürstliche Rat ließ noch vor seinem Tod – er starb 1671 - dieses stattliche Fachwerk-Gebäude errichten.
Die ersten Bewohner.
Von Omphal hatte den Kotten nicht etwa bauen lassen, um selbst dort einzuziehen, sondern um für eins seiner 12 Kinder ein Auskommen zu schaffen. Nach der Fertigstellung des Gebäudes zogen dort seine Tochter Anna Margreth von Omphal, geboren am 23. August 1645 ein[6], und zwar zusammen mit ihrem Ehegatten van Reecher einem Capitain, d.h. einem ehemaligen Hauptmann im holländischen Heer.
Verkauf an die Kötter.
Um 1769 gehörte der Kotten dann Joh. Peter Wurm in Hagen und dessen Verwandten Peter Kasper Wurm, Hermann von Gahlen und dessen Frau Anna Margarete Wurm.[7]
Am 3. Mai 1818 verkaufte Georg Wurm zu Hagen den Kotten für 1300 Taler dem Pächter Bernhard Heinrich Günnemann.
Die Pächter und die Entstehung des Hofnamens.
Aus der Beschwerde des Capitains beim Drosten in Hörde wird deutlich, daß schon um 1689 ein Pächter auf dem Hof war, dessen Name allerdings nicht erwähnt wird. 1708 wird als Pächter ein Johan Stephan Grünewald, genannt Althoff erwähnt, der von Althoffs Kotten in Benninghofen stammte. 1717 heiratete seine Tochter Anna Catharina Hermann Günnemann von Annen, der dann Pächter wurde. Sein Name hat sich in der folgenden Zeit als Hofname durchgesetzt.
Spruch auf dem Deelenbalken:
Durch Haß und Neid ist niemand befreit.
Hab ich Gottes Segen ist mir an Haß und Mißgunst nichts gelegen.
Gottes Segen tritt herein, solang die Tür geht auf und ein.
Heinrich Pferdekämper, Catharine Korfmann 1788.
Erbfolge der Günnemanns nach den Rüdinghauser Kirchbüchern.
Joh. Stephan Grünewald gnt. Althoff (1670-1746) heiratete1694 Marg. Stückmann (1669-1745) von Ergste. Ihre Tochter Anna Catharina Grünewald (1695-1727) wiederum heiratete 1717 Hermann Günnemann (1689-1735) von Annen. Um 1728 heiratete er zum zweiten mal Frau Anna Lis. N. (1689-1743). Der Sohn Joh. Friedrich Günnemann (1720-1789) aus erster Ehe heiratete 1741 Anna Cath. Köster (1713-1776) von Eichlinghofen. Der Sohn aus zweiter Ehe Joh. Dietrich Günnemann (1729-1773) heiratete 1768 Catharina Elisabeth Korfmann (nach 1748-1819) von Annen. 1773 heiratete Catharina Elisabeth Korfmann zum zweiten mal und zwar Bernd Henr. Jansen gnt. Pferdekämper gnt. Günnemann (um 1746-1814). Augenscheinlich behielten sie den Namen Günnemann bei. Ihr Sohn Heinrich Günnemann (1785-?) heiratete 1811 Catharina Elisabeth Prein (1790-? ) von Annen.[8] Elfriede Wortmann geb. Günnemann (1968 ? ) zwei Söhne und eine Tochter: Heinrich Wortmann (1900-1977), Adolf Wortmann und Elisabeth.
[1] Ich danke sehr herzlich Herrn Ulrich Wellenkötter, ohne dessen Mitarbeit in den verschiedenen Archiven diese kleine Geschichte des Günnemann-Kotten nicht hätte entstehen können. Außerdem danke ich Herrn Waldemar Wortmann und Frau Erna Wortmann dafür, daß sowohl durch ihre mündlichen Erzählungen als auch Familiendokumente wichtige Einzelheiten geklärt werden konnten.
[2] Zur Schreibweise des Namens vgl. Stadtarchiv Bochum, Haus Steinkuhl, Dokument Nr. 2, S. 4; Hülsebusch, Otto: Zur älteren Geschichte des Hauses Steinkuhl, in: Vereinigung für Heimatkunde Bochum (Hrsg.): Bochum. Heimatbuch 1958, S. 51 und Hücker, Wilhelm: Die Entwicklung der ländlichen Siedlung zwischen Hellweg und Ardey. Oberamt Hörde, Münster 1939, S. 44, schreiben den Namen: Johann Friedrich von Omphal.
[3] Hücker (1939) S. 44.
[4] Ebda.
[5] Am 04.05.1994 wurde vom Autor ein ausführliches Interview mit Erna Wortmann geführt. Erna Wortmann (1910 geboren), geborene Harmann aus Bommerholz, hatte 1951 Heinrich Wortmann (1900-1977), den ältesten Sohn Elfriede Wortmanns geheiratet. Sie lebte bis 1995 auf dem Hof.
[6] Sie stammte aus zweiter [?] Ehe mit Anna von Schell zu Goldfinderding [?], die Omphal 1644 geheiratet hatte. Vgl. Hülsebusch (1958) S. 51.
[7] Hücker (1939) S. 45.
[8] Hücker (1939) S. 45